Als Kind gab es für mich nichts schöneres, als einen ganzen Sonntag im Bett zu verbringen. Im Schlafanzug, mit einem guten Buch. Nur zum Essen bin ich aufgestanden, ansonsten tauchte ich in eine andere Welt ab. In dieser Welt gab es Zwillingsmädchen die im Internat wohnten und aufregende Sachen erlebten. Ein rotgechecktes Pony, seine wilden Streiche und die herzensgute Besitzerin waren ein weiteres Ausflugsziel für mich. Und natürlich noch das wildestes Mädchen der Welt aus der Villa Kunterbunt, deren Autorin zu meiner Namensgeberin wurde.
Irgendwann fingen meine Eltern an, die dicken Ausgaben zu kaufen – 10 Bände auf einmal. War das schön – sich durch 1000 Seiten wühlen zu können und zu wissen, dass der Schmöker ein ganzes Wochenende lang „halten“ würde – nichts besseres.
Wenn ich so zurückblicke, haben mich in diesen Büchern schon immer die wilden Protagonistinnen, die die was erlebten, angesprochen. Ganz nach dem Motto „Sei Pippi – nicht Annika!“.
Da darf ich meinen Eltern dankbar sein, dass sie mir solche Bücher schenkten – denn in den meisten Kinderbüchern gibt es keine weiblichen Hauptrollen. Und in vielen kommen auch die weiblichen Nebendarsteller nicht mal zu Wort.
Ist das ein Problem? Ja – das ist es.
Geschichten in den Medien haben einen massiven Einfluss darauf, was wir uns vorstellen können. Laut einer Studie des Geena Davis Insitute on Gender in Media hat sich seit dem Start der Filmreihe „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ im Jahr 2012 die Anzahl der Mädchen, die Bogenschießen als Sport betreiben, mehr als verdoppelt. Falls Sie die Hunger Games nicht kennen: in dieser Filmreihe ist die Protagonistin eine bogenschießende 16jährige.
Was hat das ganze nun mit Ihnen zu tun?
Nun – ganz einfach. Um es mit dem Claim des Geena Davis‘ Institutes zu halten: „If she can see it, she can be it.“
Was Sie sehen können, können Sie auch werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich inspirieren lassen. Und das können nicht nur Personen sein, die Ihnen im täglichen Leben begegnen, sondern vor allem Personen, die Sie wahrscheinlich niemals treffen werden. Und diese Personen haben Erfahrungen gemacht, Wissen erlangt und oft darüber ein oder mehrere Bücher geschrieben.
Warum nicht in diese Geschichten eintauchen und sehen, was für Sie relevant ist?
Diese Woche saß ich mit dem CEO eines großen Konzerns zusammen. Wir unterhielten uns über Bücher und er erzählte mir, dass er pro Woche zwei Bücher liest. Zwei! Pro Woche! Wenn Sie jetzt sagen, dazu haben Sie keine Zeit, dann kann ich gleich die erste Buchempfehlung aussprechen.
Wie kamen er und ich überhaupt auf Bücher? Wir sprachen über konkrete Projekte in unseren Unternehmen und kamen dabei auf Strategien, Unternehmenskultur, Change Management…und bei jedem Thema konnte er mir nichts dir nichts ein Buch empfehlen. Offensichtlich hatte er die Bücher gelesen und immer wieder etwas in seinen Alltag implementiert. Er sagte auch, dass es oft nur eine Kleinigkeit war – jedoch werden Kleinigkeiten über 25 Jahre eben doch zu großen Änderungen.
Früher, als es noch keine Smartphones gab, habe ich in einen einwöchigen Urlaub oft zehn Bücher mitgenommen. Pro Tag eines – und dann will Frau ja noch was zur Auswahl haben. Wie bei den Schuhen…J Heute ist die Kindle App auf meinem Smartphone gut gefüllt – das erspart mir das Geschleppe und auch im Flugzeug kann ich bequem weiterschmökern.
Ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich das meiste, was ich in Bezug auf Führung gelernt habe, aus Büchern habe. Gute Vorbilder in Unternehmen gibt’s ja leider nicht so wahnsinnig viele. Was ich in Büchern gelesen habe und mir für sinnvoll erscheint, probiere ich aus. Und dann muss die Praxis zeigen, ob es funktioniert. Führung lässt sich eben nur durch Tun erlernen. Nur lesen bringt nichts. Wenn Sie jedoch gar nicht lesen, verpassen Sie viele Chancen.
Deshalb – ran ans Bücheregal.
Ihre Karriere wird es Ihnen danken!
Oder, um es mit Tony Robbins zu sagen: Leaders are readers!
Herzlichst
Ihre Astrid Winkeler