Ihre Freunde und Ihre Familie sind Ihr größtes Kapital. Ehrlich! Warum? Wer sonst steht uneingeschränkt auf Ihrer Seite? Wer kennt Ihre Schwächen wie niemand anderes und mag Sie trotzdem? (Hier sehen Sie mich lachen…) Wer sagt Ihnen die Wahrheit, auch wenn Sie wehtut? Und wer erinnert Sie daran, dass Sie talentiert und liebenswert sind, auch wenn Sie es gerade gar nicht sehen?
Das ist Ihre Familie und das sind Ihre Freunde.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich ohne mein soziales Umfeld nicht dort wäre, wo ich bin. Denn umso mehr beruflich der Wind um die Nase weht, umso mehr brauche ich Menschen, die mir privat den Rücken stärken.
Was viele unterschätzen, ist, dass man als Führungskraft oft alleine dasteht. Man gehört nicht richtig zum Team. Unter Führungskräften können zwar Freundschaften entstehen, jedoch sollte man sich sicher sein, dass diese Freundschaften auch mal eine Meinungsverschiedenheit im beruflichen Sinne aushalten können müssen. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Außerdem lässt die Freundschaft schnell nach, sobald man (scheinbar) um die gleichen Posten konkurriert.
Frauen schrecken aus diesem Grund oft instinktiv vor einer Führungsrolle zurück. Und ich muss sagen – das kann ich verstehen. Allerdings glaube ich, dass es gegen die Einsamkeit an der Spitze ein Gegenmittel gibt. Und das nennt sich: Privates Umfeld.
Ein gutes privates Umfeld gibt Ihnen gleich mehrere Dinge:
Es schützt Sie vor der Einsamkeit an der Spitze – bzw. es gleicht diese aus. Und zum anderen kann dieses Umfeld Ihnen Resonanzboden dienen – als Sparringspartner, mit dem Sie Ihre beruflichen Sorgen teilen und wertvollen Input erhalten können.
Ich kann glücklicherweise auf mehrere dieser Schätze zurückgreifen:
So habe ich beispielsweise eine Freundin, mit der ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit telefoniere. Wir haben beide einen längeren Anfahrtsweg und nutzen die Zeit, die aktuellen beruflichen Themen besprechen. Sie ist Lehrerin und für mich ist es faszinierend zu sehen, wie oft sich doch die Anliegen ähneln – auch an Schulen geht es um Menschen und auch um Macht.
Dann habe ich eine Freundin, mit der ich mich jede Woche zum Frauenabend treffe. Bei einem Glas Sekt und auch der einen oder anderen Folge Trash-TV bequatschen wir, was in der Woche angestanden hat. Auch hier bekomme ich guten Input. Zum einen ein offenes Ohr, zum anderen einen anderen Blickwinkel.
Dann ist da mein Mann, den ich oft um die männliche Sichtweise bitte und der naturgemäß oft eine neue Sicht auf die Dinge hat. Und auch eine wohltuende Gelassenheit.
Mein Vater bekommt die ganz schwierigen Fälle serviert. Als früherer Bürgermeister ist er mit Machtthemen gut vertraut und kann sich insbesondere in die politischen Spielchen, die doch in Unternehmen gespielt werden, gut ein denken.
Eine Freundin, mit der ich studiert habe, wohnt mehrere hundert Kilometer entfernt. Alle paar Wochen tauschen wir uns zu beruflichen und privaten Themen aus. Da wir uns schon lange kennen, kennen wir auch die Probleme, die den anderen schon jahrelang begleiten bzw. können uns auch gegenseitig daran erinnern, was wir bereits gemeistert haben.
Eine Freundin, die zwanzig Jahre älter ist als ich, leitet einen gemeinnützigen Verein, der in der Entwicklungshilfe tätig ist. Ich schätze Ihre Lebenserfahrung und ihre interkulturelle Kompetenz. Sie schätzt meinen unvoreingenommenen Blick von außen auf die Vereinsarbeit.
Was mir alle geben, ist das Gefühl, dass ich da draußen nicht alleinstehe. Sie stärken mir den Rücken, schenken mir neue Blickwinkel und bringen mich auf Lösungen, auf die ich alleine nicht gekommen wäre.
Führungskraft sein heißt auch immer wieder Entscheidungen treffen zu müssen, die unpopulär sind. Das macht besonders Frauen oft zu schaffen – schließlich sind wir darauf getrimmt, das Wohlwollen unseres Umfeldes zu ergattern. Es fällt mir leichter, diese Entscheidungen zu treffen, wenn ich weiß, dass ich auf der Arbeit nicht gemocht werden muss. Schön, wenn es passiert. Jedoch ist es nicht zwingend notwendig. Denn gemocht werde ich zuhause – so wie ich bin. Das gibt mir Freiheit und Gelassenheit.
Machen Sie sich also bewusst, welchen Schatz Sie da zuhause haben und kümmern Sie sich um Ihre Lieben. Das macht nicht nur glücklich, sondern hilft auch der Karriere.
Herzlichst
Ihre Astrid Winkeler