Kennen Sie den wichtigsten Satz, den Führungsfrauen können müssen?

Der Satz, der für Klarheit schafft. Der Satz, der Freiräume ermöglicht. Für die eigenen Ziele. Für die eigenen Prioritäten. Der Satz, der dem Umfeld klar signalisiert, die Frau meint es ernst. Schlichtweg, der Satz, der einer Führungsfrau das Leben ungemein erleichtert.

Sind Sie bereits neugierig? Dann will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen. Dieser unglaublich schwerwiegende und doch so leichtfüßig daherkommende Satz ist:

 

Nein.

 

Denn Nein ist ein ganzer Satz. Ich möchte, dass Sie sich das auf der Zunge zergehen lassen. Nein ist wirklich ein ganzer Satz.

Wie geht’s Ihnen dabei, wenn Sie das denken? Oder noch besser: Wie geht es Ihnen, wenn Sie dieses Nein aussprechen. Ohne Rechtfertigung. Ohne Zusatz. Ohne Erklärung. Einfach ein selbstbewusstes Nein. Und dann die Stille danach aushalten.

Wenn Sie damit kein Problem haben, dann herzlichen Glückwunsch! Sie sind eine Seltenheit!

Denn die wenigsten Frauen haben kein Problem damit. Die meisten Frauen, die ich kenne, verbiegen sich lieber bis dorthinaus, ehe sie ein Nein über die Lippen bringen. Da werden verbale Purzelbäume geschlagen, da wird erklärt, da wir erläutert. Im schlimmsten Fall wird ja gesagt, um dann widerwillig etwas zu tun, das man gar nicht will, zu dem man sich jedoch hat breitschlagen lassen.

Wenn Frauen sich abgrenzen und ihre eigenen Ziele in den Vordergrund stellen, dann werden sie dafür von der Gesellschaft schnell bestraft. Es widerspricht der Rolle, die die Gesellschaft traditionell für uns vorgesehen hat – die Kümmererin, die Selbstlose, die frei von eigenen Ansprüchen gerne in den Dienst der anderen stellt. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden –solange wir es bewusst und freiwillig tun. Was Frauen auch gerne vergessen ist, dass jedes Ja für jemand anderen automatisch ein Nein für sich selbst bedeutet.

 

Was damit gemeint ist

Ich meine damit, dass jede Entscheidung einen Preis hat. Der Preis ist in der Regel zumindest Zeit. Zeit ist die einzige Währung, die es nicht im Überfluss gibt. Sie bekommen in der Woche 168 Stunden geschenkt – und diese 168 Stunden sind unwiederbringlich zerronnen, wenn die Woche um ist.

In dem Moment, in dem Sie einer Kollegin eine Aufgabe abnehmen, haben Sie automatisch Zeit von Ihrem Kontingent wegegeben. Zeit, die Sie für Ihre Ziele, Wünsche, Aufgaben hätten verwenden können. Das ist ja auch durchaus legitim – nur sollten Sie es bewusst tun und nur dann, wenn Sie es auch wirklich wollen.

Deshalb gehört für mich zu einer der wichtigsten Übungen überhaupt, sich mit diesem Nein auseinanderzusetzen und es auch zu üben – sei es im Job oder im Privatleben.

Das ist am Anfang erst mal unangenehm. Dr. Brené Brown, die zu Scham und Verletzlichkeit forscht, hat zu diesem Thema folgendes Mantra für sich gewählt: „I choose discomfort over resentment.“ Also „Ich wähle das Unbehagen vor dem Groll.“ Denn, wenn wir zu Dingen ja sagen, die wir eigentlich nicht tun möchten, führt das oft dazu, dass wir dann Groll empfinden. Auf unser Umfeld oder auf die Person, die uns gebeten hat, etwas zu tun. Entweder wir schlucken diesen Groll und er nagt dann innerlich an uns oder wir lassen ihn raus, in Form von offener Aggression oder passiv-aggressivem Verhalten. Alle drei Optionen sind weder förderlich für das Wohlbefinden noch für die Zusammenarbeit mit unserem Umfeld.

Deshalb lade ich Sie dazu ein, dieses Nein jetzt mal zu üben und es einfach mal auszusprechen. Einfach ein Nein. Sagen Sie es mal laut und deutlich. Und lassen Sie es dabei im Raum wirken. Sagen Sie es bestimmt. Langsam und freundlich. Spielen Sie damit. Das können Sie am besten auch mal vor dem Spiegel tun oder wenn Sie allein im Auto sitzen.

Und dann nehmen Sie sich eine Situation vor, in denen Ihnen dieses Nein doch helfen könnte. Stellen Sie sich vor, welche Freiräume Sie erhalten würden, wenn Sie gezielt Nein sagen. Zeit, die Ihnen gehört. Und nehmen Sie sich vor, dieses Nein dann auch wirklich zu benutzen.

 

Üben, üben, üben

Und da das jetzt eine ganz schön schwere Übung ist und ich mir eingestehen muss, dass ich sie selbst noch nicht gemeistert habe, erlaube ich Ihnen noch einen Trick. Einen Zusatz, der das Nein, das Sie gleichsetzen werden, aushaltbarer macht:

Nein. Das geht nicht.

Nein. Das ist nicht möglich.

Oder – ganz elegant:

Das ist eine tolle Idee und nein, das geht leider nicht.

Ohne Erklärung, ohne Rechtfertigung.

Und jetzt sind Sie am Zug!

Herzlichst

Ihre Astrid Winkeler

 

 

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