Ich kann mich noch an meine erste Geschäftsreise erinnern. Ich kam frisch von der Hochschule, zum ersten Mal Projektleiterin für eine Messeteilnahme und somit stand eine Reise in ein anderes Bundesland an. Ich war so aufgeregt und so unglaublich stolz! Das Ganze hat bei mir schon Monate vorher für Vorfreude und Aufregung gesorgt.

Mittlerweile mache ich den Job seit 15 Jahren und bin so oft unterwegs, dass ich oft nicht mal mehr sonntags daran denke, dass es montags über den großen Teich geht – vom Packen mal abgesehen.

Reisen macht mir viel Spaß – ich genieße es, Kollegen und Geschäftspartner aus anderen Kulturen kennen zu lernen und durch gemeinsam verbrachte Zeit letztendlich Beziehung zu stärken und so besser zusammenzuarbeiten.

Reisen ist jedoch auch anstrengend.

Der Schlafrhythmus kommt durcheinander – nicht nur, wenn man in eine andere Zeitzone kommt. Oft reicht auch schon ein anderes Bett. Ganz ehrlich – die Verdauung gerät dann auch gerne aus dem Tritt und man fühlt sich einfach unwohl. Dann kommen noch schlechtes Flughafenessen, lange Arbeitstage und Abendtermine mit wenig Schlaf hinzu. Der Crash kommt dann oft erst, wenn man wieder zuhause ist – man fühlt sich oft wie durchgekaut und ausgespuckt.

So ging es mir auch – ich dachte nur, dass es halt nur mir so geht. Bis mich meine gute Freundin Ria, ihrerseits Ayurveda-Spezialistin, mal aufgeklärt hat, wie denn Reisen auf den Körper wirkt.

Ohne jetzt in die Details zu gehen, ist es so, dass Reisen unser „Vata“ erhöht. Vata ist eines der drei Doshas, die auf den Körper wirken. Vata heißt so viel wie „Wind“. Wenn Vata aus der Balance gerät, fühlt man sich „wie durch den Wind“. Ein unangenehmes Gefühl.

Nicht nur Reisen, insbesondere Flugreisen, erhöht Vata, sondern auch Unregelmäßigkeit bei den Mahlzeiten, Wetter (Herbststürme!) oder zu viel mentale Stimulation. Unsere moderne Lebensweise, mit viel Hektik und wenig echten Pausen, führt dazu, dass viele Menschen hier dauerhaft aus der Balance sind. Kommen dann noch regelmäßige Geschäftsreisen hinzu, kann es schnell den „perfect storm“ geben. Vata erhöht sich generell auch mit dem Älter werden. Deshalb können wir uns auch oft mit 20 ungesunde Verhaltensweisen leisten, mit 40 jedoch nicht mehr.

Mittlerweile habe ich eine Routine gefunden, mit der es mir gelingt, auch auf Reisen gesund und im Rhythmus zu bleiben.

Hier sind meine Tipps und Tricks für die „gesunde Geschäftsreise“:

  • Warmes Wasser! Vata wird durch Kälte erhöht. Sie können entgegenwirken, in dem Sie tagsüber immer warmes Wasser trinken. Was in China übrigens absolut üblich ist – wenn Sie dort nach Wasser fragen, bekommen Sie warmes. Um kaltes Wasser müssen Sie extra bitten. Ich habe dafür eine Edelstahlthermosflasche mit 0,5l Füllmenge dabei. Diese Größe passt in der Regel in eine normale Handtasche. Woher kommt das warme Wasser? Nun – entweder bspw. vom Waschraum im Flughafen oder im Flugzeug füllen Ihnen die Flugbegleiter durchaus auch die Flasche auf.
  • Ich habe einen Miniwasserkocher, der auch ins Handgepäck passt. Zumindest in Europa habe ich den immer dabei – so kann ich mir auf dem Zimmer heißes Wasser machen und auch dann ins Büro warmes Wasser mitnehmen. In Asien und Nordamerika haben sie sowieso oft Wasserkocher auf dem Zimmer.
  • Abyhanga – die ayurvedische Selbstmassage. Vata können Sie wunderbar durch eine Selbstmassage mit warmem Sesamöl senken. Das ist praktisch Selbstfürsorge par excellence. Ich habe immer eine kleine Tasse mit einem kleinen Becher sowie einer Flasche Sesamöl dabei. Das Öl kommt in den Becher, der Becher in die Tasse. In die Tasse kommt heißes Wasser. Das Öl 3 min. warm werden lassen und dann genüsslich vom Gesicht bis zu den Zehenspitzen einmassieren. 5-15 min. einwirken lassen und dann unter der heißen Dusche abspülen. Das Öl beruhigt das Nervensystem, die Haut wird wunderbar weich und sie kommen wieder ins Gleichgewicht.
  • Ich habe auch ein dünnes Yogahandtuch im Koffer. Das lege ich auf den Boden und mache darauf einige Yoga-Übungen. Auf Reisen am liebsten „Restorative Yoga“, das bringt auch ganz schnell runter. Auf „Do Yoga with Me“ gibt es kostenlose Yoga-Stunden, die kurzen fangen bei 10 min an – die kriegt man nun wirklich immer unter.
  • Mandeln und gekochte Eier. Ich habe in der Regel eine Tüte mit Mandeln und einige gekochte Eier dabei. Wenn ich unterwegs Heißhunger bekomme, habe ich so immer Snacks dabei, die nicht gekühlt werden müssen, schnell den Hunger stillen und dabei den Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe schießen lassen.
  • Badekleidung und Sportschuhe. Falls es im Hotel Pool oder Fitnessraum gibt, versuche ich, täglich eine Sporteinheit einzulegen. Nicht, um mich auszupowern, sondern um wieder in meinem Körper anzukommen und Vata zu senken.
  • Da Reisen eh stimuliert, hilft mir Meditation, das Gedankenkarussell zu beruhigen. Ich nutze dafür die App „Headspace“. Da gibt es unzählige Meditation und vor allem auch ein Anfängerprogramm, bei dem man mit 3-5 Minuten anfängt. Die App funktioniert auch im Flugmodus und ich mache gerne eine Meditation im Flieger.

 

Und das wichtigste, dass Sie im Gepäck brauchen: Die Erlaubnis, sich um sich zu kümmern. Das fällt Frauen ja oft schwer.

Mir ging es lange Jahre so, dass ich auf Geschäftsreise gedacht habe „Ich arbeite ja gar nicht. Die richtige Arbeit bleibt gerade liegen.“ Richtige Arbeit hieß bei mir Emails bearbeiten, oder Konzepte erarbeiten. Was dazu geführt hat, dass ich wirklich jede Sekunde dann mit Arbeit zugebracht habe – erst tagsüber bei den Terminen, zwischendrin Emails, dann Abendveranstaltung und oft dann noch mal Emails. Was natürlich Quatsch ist – denn übermüdet trifft man erwiesenermaßen schlechtere Entscheidungen und mein Arbeitgeber hat verdient, dass ich „mein bestes Selbst“ zum Job bringe – und nicht das Selbst, das auf dem Zahnfleisch daherkommt.

Deshalb – erlauben Sie es sich, sich gut um sich zu kümmern. Sie haben nur einen Körper – er wird es Ihnen danken.

Ich hoffe, ich konnte Sie etwas inspirieren.

Herzlichst

Ihre Astrid Winkeler