Wenn man „Frau und Führung“ googelt könnte frau ja manchmal ganz schön demotiviert werden – so geht es mir zumindest. Beziehungsweise bekomme ich oft das Gefühl vermittelt, wir, die lieben Damen, sind vor allem eines - nämlich „Nix-auf-die-Reihe-Krieger und Jammerlappen“.
Da ist die Rede davon, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen seit Jahren stagniert, speziell in der obersten Etage. Wenn es mal eine Dame auf einen Vorstandsposten in ein DAX-Unternehmen geschafft hat, wird genüsslich über ihre Absetzung kurze Zeit später berichtet, nach dem Motto “War wohl nicht gut genug, die Kleine.“ (http://www.huffingtonpost.com/entry/female-ceo-blame_us_58100af0e4b001e247df34c5). Frau Merkel und Frau Schleswig setzen sich redlich für die Frauenquote ein, während sich besagte Unternehmen, die sie umsetzen sollen, von McKinsey und Co. beraten lassen, wie sie diese umgehen können (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/unternehmen-mit-welchen-tricks-firmen-die-frauenquote-aushebeln-1.3212271) . Blättert man das Manager Magazin durch, sieht man Office-Stories über Männer Ü50 sowie deren Ferienhäuser auf einer berühmten deutschen Nordseeinsel. Eine Frau, die was zu sagen hat – Fehlanzeige.
Woran liegt’s?
Bezüglich den Gründen wird ja viel bemüht…es liegt an der Kinderstube (Mädchen sollen gefallen, brav und leise sein), der Glasdecke (die auch Hillary nicht durchbrechen konnte), an den Genen (Mutterinstinkt und Co.), an der unvorteilhaften Berufswahl (MINT anybody?), dem mangelnden Willen zu verhandeln (Fragen ist doof) oder am fehlenden Killerinstinkt (die sind halt zu bequem).
Vielleicht steckt darin ein Fünkchen Wahrheit und dennoch gibt noch eine ganze Menge an weiteren Gründen.
Ich glaube jedoch, dass es auch noch an etwas Anderem liegt:
Frauen lesen nicht zwischen den Zeilen, sie lassen sich gerne einlullen von besänftigenden Worten und auch Lob – auf das nie Taten folgt und sie springen über ein Stöckchen nach dem andern, das ihnen hingehalten wird.
Warum denke ich das?
Weil ich mich selbst schon so verhalten habe.
Es liegt schon einige Jahre her und ich hatte mehrere Jahre eine Führungsposition. Mein (eher schwacher) Chef wurde abgesetzt. Ich wollte mich auf die Position bewerben, jedoch sagte mir der Vorgesetzte meines Chefs, dass er mich noch nicht dort sehe. Er fände es gut, wenn ich erst mal mehrere Jahre noch von einem erfahreneren Vorgesetzten lernen könnte.
Dem konnte ich nichts entgegensetzen – denn mehr Erfahrung kann ja nie schade, oder? Leider hatte ich damals nicht den Mumm genau nachzufragen, was genau mir denn fehlen würde und was ich noch entwickeln müsste – heute weiß ich, dass das ein Kardinalsfehler meinerseits war.
Der neue Chef kam und war noch schwacher als der vorherige. In der darauffolgenden Zeit sprang ich sinnbildlich über jedes Stöckchen, dass mir der neue Chef hinhielt. Hier noch besser, hier genauer, hier mutiger, hier zurückhaltender.
Ich weiß noch, wie lange ich gebraucht habe, bis ich vor meinem damaligen Chef das erste Mal ausgesprochen habe, dass ich Menschen führen möchte. Ich musste das Gespräch erst mit einem Coach üben. Ich bin mit schlotternden Knien reingegangen und hatte eine Riesenangst, dass er sagen würde „Dazu haben Sie nicht das Zeug.“ Jetzt ist bei mir damals genau das Gegenteil passiert – mein Chef war unterstützend und ermutigend. Das „Best Case-Szenario“ traf also ein.
Jedoch habe ich auch schon Frauen erlebt, die nicht so viel Glück hatten. Und damit meine ich nicht, dass ihnen gesagt wurde „Wir sehen gerade keine Möglichkeit für Sie.“ Denn das ist eine Aussage, die muss man zwar verkraften, mit der kann man jedoch etwas anfangen. Während ein echter Verkäufer weiß, dass richtiges Verkaufen beim ersten Nein anfängt, so fängt auch die Karriere erst bei den ersten Stolpersteinen an, die im Weg liegen. Und die gilt es zu überwinden. Das ist ein Thema für einen anderen Post und darüber steht auch viel in diversen Karrierefibeln.
Jetzt gibt es jedoch auch die Situation, dass der Chef (oder der Chef des Chefs) kein Potential in einem, oder sagen wir mal – in Ihnen - sieht. Oder, dass Sie nicht ins Konzept passen (weil Ihr Chef vielleicht Angst hat, dass Sie ihm gefährlich werden könnten?). Oder dass die Unternehmenskultur in Ihrem Unternehmen sich mit Frauen einfach schwertut. Gleichzeitig will Ihr Chef jedoch die sehr leistungsfähige Arbeitskraft, die Sie ja hochmotiviert einbringen, nicht verlieren. Und dann bekommen Sie wahrscheinlich keine ehrliche Antwort. Sie können davon ausgehen, dass Ihnen niemand sagen wird „Sie kommen hier nicht weiter, weil…“. Man wird sie beschwichtigen, auf die äußeren Umstände verweisen, Ihnen ab und an einen Krümel hinwerfen, damit Sie im Gegenzug nicht das Handtuch werfen. Aber es wird Ihnen niemand sagen „Mädel, wir finden es super, wie du dir hier den Hintern aufreißt, mach bitte weiter so, aber die nächste Stufe wirst du hier nicht erklimmen.“
Und hier muss Ihnen eines klarwerden: Wenn Sie nicht weiterkommen ist das ein klares Zeichen! Und hier müssen Sie sich entscheiden: Ist es wirklich Ihr Wunsch, weiterzukommen und mehr Verantwortung zu tragen? Und falls es wirklich Ihr Wunsch ist, dann werden Sie nicht umhinkommen und Konsequenzen ziehen müssen. Oder positiver ausgedrückt: Sich auf die Suche nach einem Umfeld machen, in dem, dass was Sie beizutragen haben, geschätzt wird – und zwar mit Taten und nicht mit warmen Worten.
Ja, das ist unbequem. Ja, Sie werden vielleicht Angst haben, vor dem, was Sie erwartet und ob Sie in einem anderen Umfeld bestehen können. Ja, Sie brauchen Mut dafür. Aber wenn man sich mal entschieden hat, dann wird dieser Mut, meiner Erfahrung nach, auch belohnt.
Oder wie Paulo Coelho in „Der Alchimist“ schreibt: „Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst.“
Aber dafür, meine Damen, müssen wir schon den ersten Schritt machen.
Deshalb: Es geht dort weiter, wo es weiter wirklich weitergeht.
Viel Erfolg bei IHREM Weg!
Herzlichst
Ihre Astrid Winkeler